Ich bin Europameisterin !

Am Samstagmorgen, ziemlich früh, ging es mit dem Teambus los Richtung Kroatien. Die lange Reise überstanden wir problemlos, doch der nächste Morgen hatte es in sich. Beim Gewehre Einladen in den Bus fiel uns auf, dass eine Schiesstasche fehlt. Meine Schiesstasche hatten wir in Biel vergessen… Nach kurzer Aufregung und vielen Telefonaten, düsten meine Eltern los und starteten eine lange Kurierfahrt.

Nach nur einer kurzen Trainingseinheit auf der Anlage in Osijek startete ich sehr souverän in den Kniendteil mit 198 Ringen. Dies kostete mich aber bei leicht windigen Verhältnissen bereits sehr viel Zeit. Im Liegendanschlag konnte ich dies wieder aufholen mit einem schnellen Rhythmus und dem Punktemaximum von 200. Auf das Stehendschiessen freute ich mich bereits, da dieses im Training sehr gut läuft. Dies bestätigte sich auch an der Europameisterschaft. So gingen mir die 2 x 98 Ringe ziemlich locker von der Hand und es leuchteten fantastische 594 Punkte als Gesamtscore auf meinem Monitor auf!

Dies führte mich auf Rang 1 in der Qualifikation und ich hatte damit ganze drei Ringe Vorsprung auf meine erste Verfolgerin – meine Teamkollegin Emely. Es ist bereits das dritte Finale in dieser Saison, welches wir gemeinsam bestreiten dürfen.

Im Finale durfte ich auf Stand A schiessen und hatte so meine Gegnerinnen stets im Blick. Es gelang mir gleich zu Beginn hohe 10er zu schiessen, dies gab mir Sicherheit und ich platzierte mich bereits nach dem Kniendschiessen auf den Podiumsrängen. Diese sollte ich im Verlauf des Finals nicht mehr verlassen und am Ende durfte ich auch von zuoberst grüssen. Das Umrüsten zur Liegendstellung ging ich sehr gelassen an und nahm mir Zeit, um ruhig zu bleiben. Mit drei sehr ausgeglichenen Serien überholte ich die Konkurrenz und übernahm erstmals die Führung. Es war jedoch noch alles sehr nahe beieinander, es sollte wie so oft der Stehendanschlag ausschlaggebend sein über die Endrangierung.

Nun machte sich langsam mein Puls bemerkbar und ich musste mich sehr stark wieder auf meinen Ablauf konzentrieren, um weitere Zehner schiessen zu können. Schuss für Schuss konnte ich mir einen Vorsprung erarbeiten. Nach den beiden Serien im Stehendanschlag war mir der Quotenplatz für die Olympischen Spiele bereits auf sicher, dies sorgte für eine kurze Ablenkung. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, galt mein ganzer Fokus dem Sieg. Diesen wollte ich unbedingt holen und investierte all meine Energie in diese letzten Einzelschüsse.

Nach dem letzten Finalschuss hörte ich direkt die Jubelschreie aus dem Publikum und wusste, dass ich es geschafft habe.

Und zum Geniessen, kannst du dir hier den Final nochmals in aller Ruhe anschauen. 😉

{Chiara}